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Der Klang von Harfe und Klavier

Ars Produktion Schumacher, ARS 38 546; EAN: 4 260052 385463

Das Duo Praxedis spielt Werke über Themen aus Opern für Harfe und Klavier. Auf dem Programm stehen das Duett über Themen aus Bellinis „La Sonnambula“ und Verschiedene Themen aus Donizettis „La Favorite“ von Charles Oberthür, Theodore Labarres Caprice über die selbe Oper op. 111 und sein Duo über Themen von Rossinis „La gazza ladra“. Dieser Oper widmete sich auch Benedetto Negri  in seinen „Réminiscences“. Von Henry Steil hören wir das Terzetto „Zitti, zitti, piano, piano“ aus der Oper „Il Barbiere di Siviglia“, deren Ouvertüre in einem Arrangement von Robert-Nicolas-Charles Bochsa erklingt. Sophie-Lucille Larmande des Argus komponierte eine Fantasie über Motive von Rossinis „Siège de Corinthe“ sowie eine über Hérolds „Marie“ und das Duo Concertante aus Meyerbeers „Emma“. Mozart wurde von François-Joseph Naderman bearbeitet, programmiert werden Variationen über Themen aus „Figaros Hochzeit“.

Nur selten hören wir von einer Besetzung für Klavier und Harfe. Beide Instrumente verfügen über ein großes Spektrum an Möglichkeiten, können sich selbst begleiten und mehrstimmig spielen – entsprechend besteht auf den ersten Blick keine Notwendigkeit, Klavier und Harfe zusammenzubringen. Dazu kommt, dass das Klavier im 19. Jahrhundert an Klangvolumen und Durchschlagskraft gewonnen hat, während die Harfe nur einen kleinen Klangkörper besitzen kann, da die Saiten von beiden Seiten bespielt werden. Die Gefahr ist also groß, dass der Pianist den Harfenisten heillos übertönt.

Und doch überschneidet sich die Geschichte der Harfe mit der des Klaviers, was zu einer Reihe heute kaum gehörten Werke für eben diese Besetzung führt. Es ist die Salonszene, in welcher die beiden Instrumente zusammentrafen: Im ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhundert wurde es Mode, Opernthemen für Soloinstrumente oder kleine Kammermusikbesetzungen zu arrangieren, sie zu variieren oder darüber zu fantasieren. Die meisten der Bearbeitungen waren nicht erstrangig für den virtuosen Konzertmusiker gedacht, sondern galten der Freizeitgestaltung und dem leichten Hörgenuss. In Frankreich und später in England wurde die Harfe ein beliebtes Instrument für den gehobenen Salon – wo fast immer ein Klavier anzutreffen war.

Auf der vorliegenden Aufnahme finden wir nun elf solcher Bearbeitungen vorwiegend aus dem frühen 19. Jahrhundert. Herrliche Themen aus beliebten Opern reihen sich in freier Form aneinander, der Hörer kann entspannt folgen und die Highlights der Bühnenwerke genießen. Tiefgreifende Momente oder zwingend geschlossene Formen gibt es selten, doch solche streben dieser Salonwerke auch nicht an.

Es erstaunt mich, wie abgestimmt doch Klavier und Harfe zusammen klingen. Die Komponisten waren sich der klanglichen Ähnlichkeit und der daraus resultierenden Gefahr bewusst, dass ein Klavier beim Spiel in gleicher Lage die Harfe überdeckt, und wählten die Lagen der Stimmen geschickt aus. Klanglich passen sich die beiden Musikerinnen feinhörig aneinander an: Die Pianistin Praxedis Geneviève Hug setzt auf zartes und perlendes Spiel mit wenig Pedal, wodurch die Harfe voll zur Geltung kommt. Die Partnerinnen wirken gleichberechtigt und musizieren als Einheit zusammen. Sie verleihen den Werken eine Leichtigkeit und Frische, nehmen dabei virtuose Ausbrüche ebenso ernst wie simple oder gar oberflächliche Liedstrukturen. So entlockt das Duo Praxedis der Musik eine Bedeutung, welche die damalige Mode überdauert, und bis heute anhält.

[Oliver Fraenzke, August 2018]

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Ein singender Kontrabass

Il Carnevale di Venezia

Michael Rieber, Kontrabass
Götz Schumacher, Klavier

Giacomo Puccini (1858-1924), Giovanni Bottesini (1821-1889),
Jules Massenet (1858-1924), Alexander Scriabin (1872-1915),
Serge Koussevitzky (1874-1951), Frédéric Chopin (1810-1849),
Vincenzo Bellini (1801-1835), Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847),
Federico Moreno Torroba (1891-1982)

Es-Dur  ES 2063
4 015372 820633

Ulrich0011

„Ich bin begeistert von diesem wunderbaren Klang. Michael Riebers Kontrolle über sein Instrument ist verblüffend und man meint, einen hervorragend geschulten Bariton zu hören. Die schwersten Stellen des Repertoires spielt er mit einer Selbstverständlichkeit, die nicht ahnen lässt, welche technischen Herausforderungen zu meistern sind.“
Zubin Mehta

Wenn Das keine Hommage ist!  So lege ich diese CD in den Spieler und bin gespannt, was da tönen wird? Und es ist nicht zu viel gesagt von Herrn Zubin Mehta, dieser Kontrabass klingt an vielen, vielen Stellen wie ein Bariton, wie ein Cello in den schönsten Lagen, einfach verblüffend. Und mit welcher Gelassenheit und Musikalität die beiden Musiker ans Werk gehen! Als gäbe es auf dieser Riesengeige keine Schwierigkeiten, weder in der Tiefe noch in den höchsten Lagen, fabelhaft! Ob Opernarien, arrangierte Klavierstücke oder Bottesini’sche Originalmusik, alles wird von Götz Schumacher am Klavier und – im Mittelpunkt – Michael Rieber am Kontrabass mit staunenswerter Intensität und Leichtigkeit dargeboten. Traumhafte Klänge, die einen in ganz andere als erwartete oder „normale“ Klangwelten entführen. Und der Spaß, den die beiden am schier Unspielbaren haben, ist bei jedem Ton zu spüren und zu hören. Ein ganzer Kosmos entfaltet sich da vor den Ohren, von Puccini bis Bottesini, von Chopin bis Scriabin und von Bellini über Mendelssohn bis zu Torrobas Zarzuela reicht der gewaltige Bogen – den ein sehr ausführliches Booklet wunderbar ergänzt, in dem Michael Rieber auch Auskunft über seinen Zugang mit seinem „Summ-sa-sei“ (wie der Kontrabass in einem altbairischen Weihnachtslied treffend heißt) zu dieser besonders hörenswerten CD gibt.
Wie unsagbar leise, aber auch mit gewaltiger Lautstärke Michael Rieber sein Instrument „bespielt“, wie mit dem doch recht großen Kontrabass-Bogen solche Leichtigkeit „hergeht“, wie er jedem einzelnen Stück zusammen mit seinem hervorragenden, einfühlsamen Klavierpartner Götz Schumacher musikalische „Gerechtigkeit“ widerfahren lässt, das ist so, dass der weltberühmte Dirigent Zubin Metha mit seinem eingangs zitierten Urteil mehr als Recht hat.

[Ulrich Hermann, Januar 2016]