Fantasia Bellissima; Bernhard Hofstötter, Laute; Werke aus der Lemberg Lautentabulatur von Anonymii, John Dowland (1562-1626), Claudin de Sermisy (1490-1562), Pierre Sindrin (1490-1561) und anderen.
Schon beim ersten Ton springt die Faszination dieser „alten“ Musik über, füllt der intime, weiche Lautenklang der siebenchörigen Laute, die Bernhard Hofstötter da „traktiert“, den Raum und das Ohr. Anders als bei den allermeisten klassischen Gitarristen – deren CDs ja vor allem die Firma NAXOS so inflationär anbieten zu müssen scheint – erklingt auf dieser CD mit dem ansprechenden Titel Fantasia Bellissina wirklich Musik und nicht nur zusammenhanglose einzelne Klänge oder Noten. Die in allen Stücken überzeugend gestaltete Polyphonie wird höchst musikalisch ausmusiziert, der Klang bleibt auch bei schnellen Rasguado-Stellen – die es in dieser Zeit durchaus auch bereits gibt – weich und voll, die Rhythmen tänzerisch erfüllt und die ruhige Verzauberung der „Alten Musik“ kann sich ganz und voll entfalten und den Hörer mitnehmen in die Zeit zwischen dem fünfzehnten und dem siebzehnten Jahrhundert. Solche hochchromatischen Werke wie die „Forlorn Hope Fancy“ von John Dowland sind ein Höhepunkt dieser Scheibe. Aber auch die anderen Stücke – Valentin Greff Bakfark (1507-76), der übrigens auch als Geheim-Agent unterwegs war in ganz Europa, ist mit einem Stück vertreten, ebenso Clément Jannequin (1485-1558), Joan Ambrosio Dalza (um 1508), Giovanni Pacolini (16. Jh.) oder Jacquet de Berchem (1505-1565) sowie anonyme Komponisten, deren Stücke in der Lemberger Lautentabulatur vergessen waren, bis sie ein Wiener Antiquar 1937 verkaufte und sie in Lemberg (Lwiw) in der Ukraine landeten und dort entdeckt und nun als bemerkenswertes Zeugnis dieser großartigen Renaissance-Musik in hervorragender Realisation durch den österreichischen Musiker Bernhard Hofstötter zu meinem Leben erweckt wurden. Dass Hofstötter unter anderem auch Violine studiert hat – nebst seiner akademischen Ausbildung als Jurist – und sehr wohl weiß, was eine Melodie ist – auch da den meisten der klassischen Gitarristen weit voraus – und wie sie richtig und musikalisch ausgeführt wird auch auf so einem diffizilen Instrument wie der Laute, hebt diese CD – wie übrigens auch manche anderen Lauten-CDs – wohltuend heraus.
[Ulrich Hermann, Juli 2019]