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Blockflötenkonzerte

German & French Recorder Concertos

Markus Zahnhausen (* 1965)  Recordare (2015)

Fabrice Bollon (*1965)  Your Voice Out Of The Lamb (2014)

Günter Kochan (1930-2009)  Music for alto recorder, 25 string instruments and percussion 2000

Drei Welt-Ersteinspielungen

Michala Petri, Flöte
Odense Symphony Orchestra
Christoph Poppen, Conductor

Our Recordings 6.220614
7 47313 16146 1

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Wie hat sich das Verhältnis zu diesem Instrument im letzten Jahrhundert doch gewandelt! Vom ersten Anfänger-Instrument von der Tante für Kinder – und gerade besonders für Kinder fast immer völlig ungeeignet – zu einem hochentwickelten, spannenden und unglaublich vielseitigen Konzert-Instrument vom Barock bis zu den neuesten Kompositionen eines Markus Zahnhausen. Und Michala Petri hat dem Ganzen mit ihrer Präsenz und grenzenlosen Fertigkeit noch ganz andere, neue Möglichkeiten erschlossen. Vieles davon ist auf dieser Ersteinspielung zu hören und zu bestaunen.

Besonders im ersten Konzert, wo Markus Zahnhausen – selber Blockflötist – nicht nur die Möglichkeiten der verschiedensten Flöten einbaut, sondern auch der Solistin im Orchester-Part die bezwingendsten Begleitungen mitgibt, so z.B.  gleich zu Beginn mit Glockenklängen oder Rhythmen von Schlagzeug und großer Trommel. Glücklicherweise lag mir sogar die gesamte Partitur von zwei der aufgenommenen Stücke vor, ich konnte also die Strukturen auch im Notenbild mit verfolgen, ein ganz besonderer Zusatz-Genuss! Zahnhausens Konzert hat, da auch als zusammenhängende Form sehr gelungen, das Zeug dazu, ein moderner Klassiker für die Blockflöte zu werden.

Nicht nur Werke und Aufführungen sind auf exzellentem Niveau. Hinzu kommt ein außergewöhnlich umfangreiches und informatives Booklet, eine wahre Fundgrube über Anlass der Kompositionen und ihre Schöpfer. Von Günter Kochan hatte ich in einem Liederbuch schon einmal ein Klavierlied gefunden, der war mir also kein ganz Unbekannter mehr. Sein Konzert für Blockflöte, Streicher und  Schlagzeug zeigt seine Beherrschung des Handwerks natürlich ebenso wie seine eigenwilligen kompositorischen Ideen und deren souveräne Umsetzung: Kein Wunder, dass er zu den  besten Komponisten der ehemaligen DDR gehörte, auch wenn vieles seiner Musik  heute fast boykottiert zu werden scheint.

Michala Petri spielt alle Herausforderungen mit ihren unbegrenzten Möglichkeiten souverän aus,  es müssen  eben nicht nur Vivaldi, Händel, Bach oder die modischen Komponisten der Blockflöten-Literatur sein. Gerade moderne Kompositionen, die neue Spielweisen, neue Klänge, neue Herausforderungen an die Musikerinnen und Musiker stellen, zeigen – vor allem, wenn sie so überlegen gemeistert werden wie von der Dänin –, was aus diesem Instrument an Musik noch lange nicht an einem  Endpunkt – die entsprechenden Komponisten vorausgesetzt! – noch zu erwarten und bereits zu erleben ist und sein wird.

Am wenigsten ansprechend war für mich das Konzert von Fabrice Bollon für Flöte und kleines Orchester. Er baut hier auch elektronische Elemente ein, wie Loops und Verstärkung, bezieht sich auf die Rock-Gruppe „Genesis“ und versucht eine Mixtur aus allen möglichen Stil-Elementen der E- und U-Musik. Das mag für die ausführenden Musikerinnen und Musiker sicher spannend sein, mir sagte dieses Stück am wenigsten zu, was dem Komponisten reichlich egal sein dürfte, denn wie seine Musik ankommt, war sicher nicht sein primärer Impetus, diese Komposition zu schreiben. Er selbst vergleicht sich mit einem Koch, der mit verschiedensten Gewürzen aus den verschiedensten Erdteilen jongliert, um eine wohlschmeckende Mahlzeit zuzubereiten.
Ob und wie weit ihm das gelungen ist, muss jede Person beim Hören selbst beurteilen.

Im Ganzen aber ist diese CD eine großartige Bereicherung im Zusammenhang mit einem immer noch weit unterschätzten Instrument.

[Ulrich Hermann, März 2016]

Wenn die Engel singen

OUR Recordings 6.220615 (Vertrieb Naxos); EAN: 7 47313 16156 0

0014

Europäische Weihnachtslieder vom 13. bis zum 18. Jahrhundert aus vielen Ländern wurden von Michael Bojesen zusammengetragen und arrangiert für die Besetzung Chor und Blockflöte. Er dirigiert das Danish National Vocal Ensemble mit der Blockflötenvirtuosin Michala Petri.

Keine andere Zeit des Jahres verbinden wir heute so sehr mit Gesang wie die Zeit um Weihnachten, die Feier zur Geburt Christi. Schon in den frühesten Choralsammlungen sind immer wieder Adventsgesänge zu finden; Das Kirchenjahr beginnt mit dem 1. Advent, der stets mit dem berühmten „Ad te levavi“ eingeläutet wird. Doch nicht nur in der Kirche gehört der Gesang zu Weihnachten, auch im Bereich der Volksmusik ist er wesentlicher Bestandteil dieser Zeit der Feierlichkeit, und uns sind zu diesem Anlass aus vielen Ländern unzählige Melodien und Texte überliefert.

Siebzehn dieser Weihnachtslieder nahm sich der Dirigent Michael Bojesen für diese Anthologie vor, wofür er baskische, franziskanische, tschechische, englische, holländische, deutsche, polnische und französische Lieder sowie solche aus den „Piae Cantiones“ auswählte. Diese, mit einer Entstehungszeit zwischen dem 13. und 18. Jahrhundert, bearbeitete er für sein internationale Reputation genießendes Danish National Vocal Ensemble und Michala Petri, die berühmte Blockflötistin, die sowohl in alter als auch in zeitgenössischer Musik zu Hause ist und bereits über 150 Werke uraufgeführt hat. Die Bearbeitungen von Michael Bojesen sind äußerst vielseitig, gut abgestimmt und können die herrlichen Volks- und Kirchenmelodien gleichzeitig pietätvoll untermalen wie auch durch die Vielstimmigkeit bereichern. Der Chorsatz ist mit sichtlicher Erfahrung und Geschick gesetzt, alle Stimmen haben ihre besonderen Einsätze und wechseln sich in der Führung ab. Manch ein polphon versetzter Stimmeinwurf lässt aufhorchen, und zu keiner Zeit läuft die Musik Gefahr, zu langweilen durch einen gleichförmigen oder nichtssagenden Satz. Nicht weniger kunstvoll ist die Soloflöte Michala Petris eingewoben, die sich trotz des natürlich immer hervorstechenden Instrumentaltons erstaunlich gut in die Chorstimmen integrieren kann, sie auch teils solistisch umspielt und mit einem lamettaartig feinen Hauch versieht. Auch manch einen solistischen Auftritt gibt Michael Bojesen seiner grandiosen Blockflötistin.

Das Danish National Vocal Ensemble, bestehend aus fünf Sopran- und vier Altstimmen, sechs Tenören und fünf Bässen, die im achtstimmigen Chorsatz jeweils zweigeteilt auftreten, besticht mit größter Sauberkeit und einem sehr entspannten, ruhigen Ton. Zu keiner Zeit lassen sie sich die Schwierigkeiten der teils vertrackten Stimmpolyphonien vernehmen, nie kommt Hektik und Unsicherheit auf. Ob alle Stimmen am aktiven melodiösen Verlauf beteiligt sind oder ob die einen Sänger eine solide Basis bilden, über der andere frei schweben können, ist in dieser Hinsicht vollkommen gleich, stets singt jeder Mitstreiter mit höchster Inbrunst und Freude an der Musik. Der gesamte Chor wirkt trotz der geringen Stimmenzahl sehr robust und stabil mit großem Volumen und reicher Fülle. Sehr angenehm ist auch die gute Textverständlichkeit ohne die so zur Mode gewordene Überakzentuierung eines jeden Konsonanten. Der Arrangeur Michael Bojesen tritt hier auch als Dirigent auf und hält sein Werk zusammen. Er erreicht erstaunliche Synchronizität und achtet auf genaueste Abstimmung seiner Sänger, darauf, dass stets die zentralen Stimmen im Vordergrund stehen, ohne dass die anderen Linien im Hintergrund verloren gehen, auch schafft er ein tragfähiges Kontinuum des Spannungsverlaufs, das in einem großen Bogen jedes Stück zusammenhält.

Eine besondere Rolle kommt natürlich Michala Petri mit der Blockflöte zu. Ihre ergänzende und ausschmückende Position als einzige Instrumentalistin verlangt einiges von der Dänin, indem sie ihre Flöte auch sehr sängerhaft einzusetzen hat, um nicht aus dem Gesamtkonzept zu fallen. Ihre Stimme passt sich nun wunderbar in das Gesamtbild herein, sämtliche virtuosen Höchstschwierigkeiten auf ihrem Instrument lässt sie locker vergessen. Es klingt tatsächlich so, als wäre die Blockflöte untrennbar mit diesen alten Melodien verbunden und als hätte es nie eine andere Möglichkeit gegeben, den Chor zu verzieren. Der Hörer wird kein anderes Instrument vermissen und beglückt sein über die zarte Blockflöte, die sich über dem stimmungsvollen Chor zu freudigen Höhenflügen hinreißen lässt.

„Let The Angels Sing“ ist eine durch und durch empfehlenswerte CD für alle, die auch einmal andere Melodien zu Weihnachten zu hören wünschen als diejenigen, die eh jedes Jahr rauf und runter gespielt werden, auch wenn auch hier das eine oder andere Lied durchaus nicht unbekannt ist. Es ist eine schöne Sammlung unterschiedlichster Stücke aus verschiedenen Ländern und Epochen, dargeboten von einem wahren Spitzenensemble. Nach dem Hören dieser CD ist für mich klar, was es dieses Jahr beim Zusammensein um den Weihnachtsbaum als musikalische Begleitung geben wird.

[Oliver Fraenzke, Dezember 2015]