Incipit Novum, Inno-04; EAN: 4 260442 211075
Christine Maria Rembeck: Dahinter die Stille. Neue Lieder
Christine Maria Rembeck singt „Neue Lieder“ und begleitet sich selbst auf dem Klavier. Die Vorlagen entstammen verschiedenen Epochen und Ländern, sie alle wurden von der Musikerin arrangiert und teilweise improvisiert. Im Titel „Gebet“ fügt Daniel Gatz eine Klarinettenstimme hinzu, drei Lieder werden durch Nora Thiele am Schlagzeug ergänzt.
Der Titel dieser Einspielung, „Dahinter die Stille. Neue Lieder“, weckt bei mir die Vorstellung von avantgardistischen, geräuschhaften Vokalkompositionen, die sich nach Möglichkeit allem Dagewesenen entziehen. Umso überraschter war ich, als mich genau das Gegenteil erwartete: Christine Maria Rembeck singt fünfzehn leichte, bekömmliche Lieder voll Harmonie und Frieden. Wer die Sängerin nicht kennt, wird also schnell auf die falsche Fährte gelockt.
Als „Generalpause“ vom Alltag bezeichnet Christine Maria Rembeck ihre CD, die zum Abschalten einladen soll. Eine kleine Oase der Unbeschwertheit und Leichtigkeit, fernab aller Probleme des wirklichen Lebens. Sanftmütig schwebt ihre Stimme durch die Lieder, erfüllt von zartem Ausdruck. Wollte man die Einspielung in eine Schublade einordnen, so fielen schnell Begriffe wie Neotonal oder Klassik-Pop, da sich die Mittel auf ein Minimum beschränken. Doch diese Bezeichnungen fallen voreilig, denn unvermittelt reichern Exotismen wie ein Mantra oder Kirtan die Ausdruckswelt an. Am Schluss erhält der Hörer eine Collage verschiedenartiger Stile, Sprachen und Emotionen, die durch die Ruhe des Vortrags zusammengehalten werden.
Die Sängerin begleitet sich selbst, wodurch die Stimme zwangsläufig im Fokus steht und das Klavier mehr in den Hintergrund rutscht. Dafür gestaltet Christine Maria Rembeck ihre Stimme umso facettenreicher und feingliedriger. Eine zweite Ebene fügen stellenweise der Klarinettist Daniel Gatz und die Schlagzeugerin Nora Thiele hinzu.
[Oliver Fraenzke, Juni 2018]
Christine Maria Rembeck bei jpc