CÉSAR CUI (1835-1918): Vingt poèmes de Jean Richepin op.44; Drei Klavierstücke aus op. 40 und op. 64
Jean Bermes, Bassbariton, Denis Ivanov, Klavier
Klanglogo CD KL1411; EAN: 4-037408-01411-3
Die zwanzig Lieder op. 44 nach Texten des in Algerien geborenen französischen Dichters Jean Richepin (1849-1926) und drei eingeschobene Klavierstücke ergeben ein spannendes Portrait des russischen Komponisten César Cui. Sein Vater war ein napoleonischer Offizier, der in Russland geblieben war und eine Litauerin geheiratet hatte. César Cui kam in Vilnius zur Welt und machte aus seiner Vorliebe für Französisches keinen Hehl.
Neben 15 Opern, von denen einige zu Lebzeiten großen Anklang fanden – Liszt verwendete eine Tarantella von Cui für seine letzte Klaviertranskription – schrieb er immerzu Lieder, Klavierstücke und auch Kammermusik. Im Brotberuf Spezialist für Befestigungsanlagen, war er zugleich ein besonders von denen, die dem nationalrussischen Lager um das ‚Mächtige Häuflein’ (also die Fünfergruppe aus Balakirev, Borodin, Mussorgsky, Rimsky-Korsakov und Cui) nicht freundlich gesonnen waren, gefürchteter Musikkritiker.
Jean Bermes und Denis Ivanov realisieren die Lieder adäquat, was die Stücke sowohl vom Sängerischen als auch vom Pianistischen her als faszinierende Erweiterung des Lied-Repertoires erscheinen lässt. Es ist ja – wie schon so oft erwähnt – ein besonderes Verdienst des Mediums CD, dass die Erweiterung des musikalischen Landschaft in den Jahren seit der Einführung der Silberscheibe enorm ist, und immer noch gibt es Ungeheuerliches zu entdecken. Im Gegensatz zum Mainstream des Musikbetriebes bieten eben die CD-Produktionen Neuentdeckungen en masse an. Und dazu gehört sicher auch diese CD mit den wunderschönen Liedern des César Cui bei Klanglogo, die zudem mit einem ansprechenden Booklet-Essay versehen ist.
Die impressionistische Klangsprache eines Debussy ist in einigen Liedern schon vorausgeahnt, die Textverständlichkeit des Sängers exzellent. Im Booklet kommen auch die beiden Interpreten nicht zu kurz, und alles in allem ist es eine echte Neuentdeckung eines Musikers, der zeitweise im Rahmen des „Mächtigen Häufleins“ als der Minderbegabte galt. Cuis Lieder sollte kennen, wer kompetent vom russischen Lied sprechen möchte. Sie sind erstklassige Literatur hinsichtlich erfinderischer Qualität Vielseitigkeit und Formvollendung.
Von der geschmeidigen Deklamation der französischen Texte über die pointierte, farbige, vielgestaltige und nie plakative Klavierbegleitung, die auch nie eintönig wird und die stets neuen, überraschenden Wendungen in Melodie und Begleitung adäquat vermitteln, ist alles bereitgestellt für die Entdeckung dieses vergessenen russisch-französischen Meisterkomponisten.
[Ulrich Hermann, Januar 2017]