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Endlich ein Musiker….

DREAM WEAVING: New Zealand Guitar Music 2, Gunter Herbig

 Paine – Bartók – Farquhar – Elmsly – Rimmer

Naxos 8.573765 EAN 7  47313 37657 5

Schon nach den ersten Tönen: das ist Musik, da ist nicht bloß jemand, der gut Gitarre spielt, nein, da ist ein Musiker am Werk, der die Faszination dieses Instruments eben nicht nur durch virtuose Fingerspiele erlebbar macht oder durch ein unzusammenhängendes Gezupfe wie so oft bei klassischen Gitarristinnen und Gitarristen. Jemand, der weiß, was ein melodischer Zusammenhang ist, der sich Zeit lässt, die Musik sich entfalten zu lassen, der den Klängen nachspürt und nachhorcht, kurz, jemand, der Musik entstehen lässt.

Und dann kommt eben das ganz Besondere dieser neuseeländischen Musik, dieses „dream weaving“ zum Tragen, dem man mit großem Vergnügen lauscht.

Besonders zauberhaft sind die ersten drei Stücke von Bruce Paine (Jahrgang 1963), die traumhaft schön daherkommen, danach die Transkriptionen von Bartóks „For Children“ von David Farquhar (1928-2007), kleine Edelsteine, zumal wenn sie so gespielt werden wie von Gunter Herbig. Die Musette von 1951 von David Farquhar selbst ist ein apartes kleines Klangstück, der Gitarre recht auf den Leib geschneidert. Die Suite für Gitarre solo (1995) von John Elmsly (geb. 1952) bringt in vier Sätzen die ganze Palette der Möglichkeiten einer Gitarre zu Gehör, sehr oft rhythmisch vertrackt, aber ebenso kommen die sanften melodiösen Teile zu ihrem Recht. Auch da nimmt sich Gunter Herbig, dem das Stück gewidmet ist, genügend Zeit für die Zwischentöne  – ohne die ja Musik überhaupt nicht erfühlbar und „machbar“ ist. Was ein selten bei klassischen Gitarristen zu vernehmendes Phänomen ist, wo den meisten genügt, ihre Fingerfertigkeit zu zeigen und die Noten mehr oder weniger mechanisch zu „exekutieren“.

David Farquhar ist der Komponist  der „Five Scenes“ von 1971, eines Stücks, das sofort einen italienischen Verlag fand. Es bewegt sich auf allen möglichen Bahnen der freien Kreativität bis hin zur „Atonalität“ und zum Geräuschhaften. Den Abschluss dieser sehr spannenden und urmusikalischen CD bildet das Stück ‚Hauturu –Where the Winds Rest’ von John Rimmer (geb. 1939), der als Professor of Music von 1974 bis 1999 in Auckland lehrte. Bei diesem Stück verwendet Gunter Herbig eine E-Gitarre.  Mit diesem Instrument – auch wenn die Klänge fremdartiger erscheinen und natürlich sind als bei einer klassischen Gitarre – kommt die Meisterschaft dieses neuseeländischen Gitarristen zum Tragen. Im Ganzen ist diese zweite CD von Gunter Herbig ein Meisterwerk, wie es im unerschöpflichen – fast schon ausufernden – Repertoire der Gitarrenmusik auf solch hohem musikalischen und authentisch durchlebten Niveau doch sehr selten zu hören ist.

[Ulrich Hermann Oktober 2017]

Douglas Lilburn zum 100. (02.11.1915)

Naxos 8.572185; EAN: 7 4731321857 8

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Prospero Dreaming
Neuseeländische Gitarrenmusik
von Douglas Lilburn und David Farquhar

Gunter Herbig

Douglas Lilburn (1915-2001) und sein Schüler, der Komponist David Farquhar (1928-2007) sind nicht nur einfach zwei herausragende Vertreter der neuseeländischen Musik, sondern weit mehr als das. Als Komponisten sind sie bei uns immer noch völlig unbekannt, aber das ändert sich pünktlich zum 100. Geburtstag am 2. November zumindest bei Lilburn, denn da wartet auf die europäische Musikwelt eine schier unglaublich reiche und spannende Entdeckung.
Christoph Schlüren schreibt in seiner Lilburn-Würdigung in der aktuellen Neuen Musikzeitung, Lilburn sei „ein Meister von universellem Karat, eine singuläre Stimme in der unglaublichen Vielfalt der Musik des 20. Jahrhunderts. Wo seine Musik erklingt, strahlt sie auf Musiker und Zuhörer eine unwiderstehliche Wirkung aus – magisch, belebend, verwandelnd.“ Ich kann ihm nur uneingeschränkt zustimmen. Also, unbedingt anhören, das ganze Spektrum seines Schaffens ist es wert!

Auch diese CD vom Label Naxos – das sich ohnehin seit Jahren um die Neu- und Wiederentdeckung verschollener Musik verdient macht – ist ein Volltreffer. Ganz besonders auch dazu deswegen, weil mit dem Gitarristen Gunter Herbig endlich mal ein wahrer Musiker die Gitarre spielt, der nicht nur seine Fingerfertigkeit zeigt oder jugendliche Unbekümmertheit und Temperament ins Spiel bringt, sondern die Stücke von Lilburn und Farquhar in ihrer ganzen Tiefe und musikalischen Struktur ‚singend’ zum Leben erweckt.

Schon lange habe ich keinen so überzeugenden klassischen Gitarristen erlebt wie Gunter Herbig. Sein phänomenologisches Verständnis für die melodischen und harmonischen Abläufe, für rhythmische und klangliche Nuancen ist bemerkenswert. Außerdem lässt er den Tönen und Klängen die Zeit zur Entfaltung, schreckt auch vor Zäsuren nicht zurück, auf dass der Zuhörer das Neu-Entstehen von Musik wie in einer gelungenen Improvisation im Augenblick des Spiels mitvollziehen kann.
Natürlich gibt es bei 29 Stücken, die auf dieser CD versammelt sind, Lieblingsstücke und welche, die mir persönlich weniger zusagen. Aber sowohl vom Melodischen als auch vom Rhythmischen und Harmonischen her sind sie alle authentisch erlebt und äußerst musikalisch realisiert. Besonders gut gelungen scheinen mir die vier Canzonas von Lilburn und Prospero Dreaming von Farquhar.

Die Magie der Gitarre, seit eh und je ein Hauptaspekt dieses Instruments, kommt bei Gunter Herbig voll zum Tragen, aber abgesehen vom Instrumentalen entsteht eben auch wirklich Musik in ihrem ganzen Reichtum.
„Es gibt viele Prim-Geiger, aber nur einen Bream-Gitarristen!“ heißt ein  vielzitierter Satz über das „Problem“ Gitarre und ihre SpielerInnen. Mit Gunter Herbig und der neuen CD der beiden neuseeländischen Komponisten hat eine singulär überzeugende musikalische Vorstellung Gestalt angenommen, die mich – ich bin selber Sänger und Gitarrist – ganz besonders angesprochen und begeistert hat.

[Ulrich Hermann, Oktober 2015]