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Wales’ überragender Symphoniker

Daniel Jones (1912-93): Symphonien Nr. 1 & 10

Lyrita,  SRCD 358; EAN: 5 020926 035820

Der 1912  in Pembroke, Süd-Wales als Sohn eines  Komponisten-Vaters und einer Sängerin-Mutter geborene Daniel Jones schrieb 14 Symphonien neben anderen Kompositionen wie Kammermusik, aber auch zwei Opern und Musik für das Hörspiel „Under The Milkwood“ von Dylan Thomas, mit dem er auch befreundet war.

Seine „Erste“ komponierte Jones 1947, die „Zehnte“ 1981. Dazwischen liegt also eine beträchliche Zeitspanne und eine sehr deutliche Entwicklung seiner Klangsprache. Dauert die erste Symphonie über 50 Minuten, begnügt sich die 10. mit knapp 20. Beiden gemeinsam ist eine durchaus tonale und streckenweise sehr melodiöse Art, die durch sehr wirkungs-volle und beeindruckende Orchestrierung verrät, dass Jones  – so unbekannt er auch bei uns sein mag – eine Entdeckung wert ist. Besonders die langsamen Sätze seiner beiden Symphonien beeindrucken durch magische Klangwirkungen und intensive Melodik. Überhaupt ist seine melodische Erfindungsgabe verbunden mit dem Wissen um die Umsetzung ins Orchestrale ein herausragendes Merkmal seiner Musik.

Beide Aufnahmen sind Mitschnitte der BBC von 1990 unter Leitung des erfahrenen späten Bryden Thomson und überzeugen durch ein Klangbild, das dieser symphonischen Musik ein adäquates Hörerlebnis vermittelt.

Wie schade, dass diese Kleinodien vom heutigen – wenigstens deutschen – Musikbetrieb so ganz und gar übergangen werden. Um so mehr ist es zu begrüßen, dass das Label Lyrita sich Jones’ Musik annimmt und uns damit bekannt macht: Eine wahre und begeisternde Neuentdeckung eines Komponisten, dessen 1. und 10 Symphonie im Kontext  britischer Musik schon längst ihren Platz gefunden hat.

Natürlich bietet das ausführliche Booklet genügend Information zu Leben und Werk des Daniel Jones, wenn auch leider nur auf Englisch.

[Ulrich Hermann, Februar 2017)