Dreizehn Tracks sind auf dem Album „The Blue Hour“ von Federico Albanese für Berlin Classics Neue Meister zu hören. Er selbst spielt beinahe alle Instrumente und bedient die Elektronik, einzig Arthur Hornig und Carlota Ibañere de Aldecoa Silvestre wirken als Cellisten mit.
„Schönheit ohne Tiefgang“ ist eine Bezeichnung, die so für das Label Berlin Classics Neue Meister geltend gemacht werden kann. Ein exemplarisches Beispiel dessen stellt „The Blue Hour“ des 1982 geborenen Italieners Federico Albanese dar. Es handelt sich um eine Musik, die sich in den Bereich der Ambientemusik einordnen lässt, auf minimalistischen Patterns aufgebaute Musik, deren statische Elemente dazu beitragen, dass der Hörer den Halt verliert und sich in den zumeist zart-melancholischen Klängen treiben lässt. Die Zeit verschwimmt und zu leicht verlieren sich die Gedanken, die Musik führt beinahe zwangsläufig ein Hintergrunddasein hinter den Stimmungsbildern und Ideen, die durch sie angeregt und bereichert werden mögen. Sei es zu einem nächtlichen Spaziergang, einer Ausstellung oder ruhig bewegten Bildern, diese Musik fügt sich ein – wer jedoch sein Hauptaugenmerk auf die Musik selbst legen und sie nicht bloß zum Abspannen nutzen will, der sucht hier vergebens: Es gibt nicht einen außergewöhnlichen Moment, keine einzige sich ins Gedächtnis einbrennende Wendung, keinen aufregenden formal zusammenhängenden Aufbau, nur Gleiten und Stillstand.
Es ist eine anregende, anmutige Grazie, die diese Musik ausstrahlt, sie bewegt oberflächlich und spielt mit den einfachsten Emotionen des Menschen. Nichts Besonderes ist in ihr, nichts zeichnet sie aus, und doch bewegt sie – vermutlich eben weil sie keinen Tiefgang besitzt und den Menschen an seiner Oberfläche unmittelbar anspricht.
[Oliver Fraenzke, August 2017]