Die verwehrten Orchestersuiten

Supraphon: SU4194-2; EAN: 0 99925 41942 4

Leoš Janáček: Orchestral Suites; Jenůfa, Kát’a Kabanová, Fate; Prague Radio Symphony Orchestra, Tomáš Netopil (Leitung)

Leoš Janáček schrieb keine Orchestersuiten zu seinen Opern, zahlreiche Komponisten lieferten sie nach. Drei dieser Neuzusammensetzungen hören wir auf vorliegender CD mit dem Prague Radio Symphony Orchestra unter Tomáš Netopil: Jenůfa, Kát’a Kabanová und Fate.

Oft gelangen die Orchestersuiten, die Komponisten aus ihren Opern oder Bühnenmusiken ziehen, zu wesentlich größerer Bekannt- und Beliebtheit, als diejenigen Werke, aus denen sie entstammen. Griegs Suiten aus Peer Gynt geben ein deutliches Beispiel: die Bühnenmusik wird fast nie als Ganzes aufgeführt. Auch Komponisten wie Richard Strauss machten sich die Form der Orchestersuite zunutze, um den Einfluss ihrer Opern auch in die Konzertsäle zu bringen.

Leoš Janáček gilt als grandioser Opernkomponist und dennoch werden seine Bühnenwerke außerhalb Tschechiens vergleichsweise selten programmiert: Eine Opernproduktion ist aufwändig und teuer, das Singen in tschechischer Sprache eine zusätzliche Aufgabe für die Sänger. Als logische Konsequenz reichen zahlreiche Komponisten Zusammenstellungen aus den Opern nach, die uns Leoš Janáček verwehrte, wobei sie auf Sängerpartien oder Bühnengeschehen verzichten. Dies ermöglicht uns, eine Auswahl an „Highlights“ aus den Bühnenwerken auch auf dem Konzertpodium zu erleben, was sich leichter realisieren lässt, als eine Opernaufführung.

Tomáš Netopil leitet uns durch die musikalische Welt seines Landsmannes, bringt dabei zahllose Stimmen aus dem Geflecht hervor und lässt sie miteinander und gegeneinander wirken. Die einzelnen Titel aus den Opern besitzen innere Geschlossenheit, manche aufgeladen mit wirkungsvoll magischem Klang. Die Übergänge verbinden die Nummern größtenteils geschickt, ohne übermäßig mit dem Fluss zu brechen.

[Oliver Fraenzke, Juli 2018]

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