Nimbus Records, NI 7104; EAN: 0 710357 710421
Tschaikowski Symphonien 5 & 6, Voyedova; London Symphony Orchestra, Yondani Butt (Leitung)
Auf zwei CDs spielt das London Symphony Orchestra unter Yondani Butt späte Orchesterwerke von Pjotr Tschaikowski: Die letzten beiden Symphonien e-Moll op. 64 und h-Moll op. 74, die „Pathétique“, sowie die symphonische Ballade Voyedova op. 78.
Nach neun Jahren Abwesenheit vom Dirigentenpodium kehrte Yondani Butt 2009 wieder zum London Symphony Orchestra zurück und hinterließ uns in den letzten fünf Jahren seines Lebens eine Reihe hochqualitativer Aufnahmen von Beethoven, Brahms, Schumann, Wagner, Tschaikowski und von französischer Musik. 2012 entstand vorliegende Einspielung von Tschaikowskis späten Orchesterwerken.
Yondani Butt dirigiert das London Symphony Orchestra gewissenhaft und nüchtern, er treibt nicht in Pathos davon, entzieht sich aber auch nicht der Gefühlswelt von Tschaikowski. Die Musik des Russen beschäftigt sich viel mit einfachen Emotionen, zutiefst menschlichen Gedanken und Empfindungen. Eben dies versucht Butt in seinem Spiel umzusetzen, verkünstelt die Linien entsprechend nicht durch willkürliche Rubati. Butt ist kein Romantiker, der in der Musik schwelgt, sondern ein Sachwalter, der die Klangwelt erfasst und umsetzt. Dies birgt den Nachteil, dass wir von den Aufnahmen keine übermäßig-genuinen Inspirationen erwarten können und nicht unentrinnbar gefesselt werden vom Strom der Musik – dafür aber sind die Aufnahmen auf durchweg hoher Qualität ohne Schwankungen. Darüber hinaus sind sie fein reflektiert, so dass sich alles auf dem richtigen Platz befindet. Präzise weiß Butt um die Gesetze von Spannung und Entspannung, kontrastiert und fügt zusammen, hält die langen Sätze formal zusammen. Es gibt absolut nichts, was im Fluss der Musik stört – die Musiker stellen sich in den Dienst des Komponisten und bilden sein Werk ab, wie er es in den Noten wünschte.
[Oliver Fraenzke, Juni 2018]
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