Johann Wilhelm Hertel (1727-1789): Drei Harfenkonzerte in D, G und F; Symphonie in B-Dur
Silke Aichhorn, Harfe; Kurpfälzisches Kammerorchester; Kevin Griffiths, Dirigent
CPO 777 841 – 2; EAN; 7 61203 78412 7
Fakt ist, dass Johann Wilhelm Hertel bisher fast nur SpezialistInnen bekannt war, wo er doch in Schwerin im dortigen Musikleben des 18. Jahrhundert eine wichtige Rolle spielte. Aber dank CPO – dem Label, das immer wieder für Überraschungen und vor allem Neuentdeckungen gut ist – sollte sich das mit dieser CD mit Hertels Harfenkonzerten ändern. Die drei Konzerte und auch seine Symphonie in B-Dur lassen einen sehr gewandten Komponisten erkennen, der den Tonfall der damals verbreiteten „Empfindsamkeit“ zu bemerkenswerter Blüte brachte. Denn seine Musik ist nicht nur schön und überzeugend, sie schließt auch die Lücke – wenigstens teilweise – zwischen Bach’scher kunstvollster Polyphonie und dem Idiom der Wiener Klassik. Und daran haben die hervorragende Harfenistin Silke Aichhorn und das Kurpfälzische Kammerorchester unter seinem Dirigenten Kevin Griffiths entscheidenden Anteil.
Das ist nicht nur gut musiziert, sondern lässt diese Musik in all ihrem melodischen, harmonischen und klanglichen Reichtum aufblühen. Da stimmen Phrasierung, Zusammenspiel und Begleitung mit dem überzeugenden Spiel der Solistin überein, das ist ein echtes „Concertare“, eine wunderbare Neuentdeckung einer Musik, die einen vom ersten bis zum letzten Ton mitnimmt und mitschwingen lässt.
Natürlich ist die Harfe ein Instrument – da dem Klavier sehr ähnlich –, das reiche Möglichkeiten der Melodik und der Harmonik zusammen mit der Klanglichkeit, wie sie eben ein Instrument hat, das ohne nötige „Mechanik“ oder Klappen oder Bögen direkt mit den Fingern und eben auch dem dazu gehörigen „Fingerspitzen-Gefühl“ gespielt wird, in die musikalische Waagschale legen kann. Wenn dazu ein Komponist, wie Johann Wilhelm Hertel einer war, sein ganzes Können diesen Kompositionen mitgibt, dann ist es kein Wunder, dass diese CD eine echte Bereicherung der Musik des 18. Jahrhunderts offenbart. Es gab eben auch vor Mozart, Haydn und Beethoven eine Art klassischer Musik, die – dankenswerter Weise – heute wieder stärker in den Blickpunkt rückt.
Ich kann gar nicht sagen, welches der drei Konzerte mir am besten gefällt, alle drei – genau so wie auch die Symphonie – sind für das Ohr ein musikalischer „Schmaus“, der bezaubert und durchaus den Wunsch weckt, mehr zu hören zu bekommen vom Schweriner Meister Johann Wilhelm Hertel.
[Ulrich Hermann, Juli 2017]