Auch in Dänemark

Ole Buck (b. 1945)
Sinfonietta Works

Athelas Sinfonietta Copenhagen
Jesper Nordin, conductor

Da Capo 8. 226589
6  36943 65892 5

Doch, auch in Dänemark! Der diesjährige Preisträger des Ernst von Siemens Musikpreises ist der dänische Komponist Per Nørgård, der 1932 geboren wurde. Ole Buck, Jahrgang 1945, ist selbst im eigenen Land ein „Geheimtip“, und so kamen zu seinem 70. Geburtstags-Konzert erstaunlich viele Besucher, die Ole Bucks Musik endlich mal leibhaftig erleben wollten. (Wie im Booklet erzählt wird, waren die Zuhörer sehr erstaunt und berührt von dem, was sie da zu hören bekamen von der Athelas Sinfonietta unter ihrem Dirigenten Jesper Nordin.)

Und so ging es mir auch, als ich diese Musik zum allerersten Mal vernahm. Noch dazu, wo eine Klarinette ihre unvergleichlichen Melodien singt – vor allem, wenn die so gespielt wird wie im ersten Stück von 1991 „fiori di ghiaccio“ für neun Instrumente. Eine Komposition, die mit so wenig „Material“ auskommt und dennoch nie die Langeweile mancher Minimal Music aufkommen lässt, im Gegenteil. Sie zieht einen förmlich soghaft in ihren Bann, der einen nicht mehr loslässt. Über Stück und Komponist sowie die Ausführenden bietet das Booklet erschöpfend Auskunft.

Genau so fesselnd die anderen Stücke: „A Tree“ (1996) für 13 Spieler, – ganz anders als das erste Stück, Klänge und Rhythmen, die eine pflanzenhafte  Struktur hervorrufen, wobei die Wurzeln der Tradition und die Verbindung zum Heutigen, die Äste das sich in die Moderne Erstreckende darstellen. Bis ins Raumhafte und Verschwindende oder ins Unhörbare oder in die Leere, wie eben auch ein Baum nicht einfach aufhört mit dem, was das Auge sieht oder den Ohren der „Baumklang“ sich mitteilt.

Das Dritte, ein Stück ohne Titel (2010) für 8 Instrumentalisten, intensiv rhythmisch fast  wütend beginnend mit harschen Klängen, die von tiefen Instrumenten kontrapunktiert werden. Diese unterschwellige „Wut“ durchzieht das ganze Stück rhythmisch wie auch klanglich, auch wieder mit ganz wenig Tonmaterial, das aber sehr intensiv wieder und wieder, fast maschinenhaft ertönt.

Als längstes die „Flower Ornament Music“ für 17 Instrumente, das mit dem ersten die größten Gemeinsamkeiten hat. Mal erinnert der Beginn an Tony Scott’s „Music For Zen-Meditation“, so “japanisch“ kommt der Begin  daher, dann wieder halten Liegetöne die Spannung zum nächsten rhythmischen Übergang, an dem von Bongos bis zum Gong verschiedenste Instrumente sich beteiligen. Übrigens sind alle Stücke Ersteinspielungen auf dieser CD.

So schön und spannend kann Musik sein, die mit wenigen Tönen spielt, mit Rhythmen und Klängen jongliert und auch ohne großes Brimborium den Hörer anspricht und mitnimmt auf eine Klangreise, die es in sich hat. Für den, der sich nichts darunter vorstellen kann: Es ist ein bisschen, als würde die aus sich selbst sich entwickelnde Unendlichkeits-Klangwelt Per Nørgårds mit dem Moll-Archaismus von Arvo Pärt eine Ehe eingehen, die in eine unbekannte erfüllende Zukunft verweist.

Dass Ole Buck auch Musik für Tänzer und Theater-Musik geschrieben hat, er, der heute auf dem Land lebt und arbeitet, macht neugierig auf mehr von diesem intensiven Klangmagier.

[Ulrich Hermann, September 2016]

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